Mein Jahr in Schweden
Na, war's schön? Das ist eigentlich die Standartfrage, wenn es um mein Auslandsaufenthalt in Schweden 05/06 geht. Diese frage ist allerdings nur sehr schwer zu beantworten, denn es war nun mal ein Jahr mit all seinen Höhen und Tiefen. Sicher, es war anders, es war ereignisreich, anstrengend, schön, lehrreich und ich bin sehr glücklich, es gemacht zu haben.
Die erste Zeit
Als ich im August eine Woche vor meiner Abreise meine Gastfamilie erhielt, war mir schon klar, dass alles etwas andres werden würde: ich hatte Gasteltern, eine Schwester, 16; einen Bruder, 14; und die Gastfamilie lebte auf einem Bauernhof mit 60 Zuchtrindern, 5 Pferden und 3 Katzen. Der Bauernhof befand sich in einem kleinen Dorf nahe der 35000 Seelenstadt Falköpnig, in Mittelschweden. Es wurden noch eifrig einige Mails geschrieben, und dann ging es auch schon los. Ich hatte noch ein Wochenende zum eingewöhnen, dann fing die schule an. Ich besuchte das Ållebergs gymnsiet und ging dort in die 11. Klasse. Mein stundenplan war auch etwas voller als gewohnt: Unterricht von 8.00 bis 15.20, mit dem Bus musste ich morgens um 7.00 los und kam nachmittags um 16.30 wieder zu Hause an. Allerdings war die Schule angenehmer als in Deutschland: Die Atmosphäre war gemütlicher und heimischer und die Schule war sehr gut ausgestattet. Außerdem gab es immer ein kostenloses, warmes Mittagessen.
Ich wurde richtiges Familienmitglied!
Meine Mitschüler waren offen, freundlich und hilfsbereit, ich konnte aber leider wegen der großen Distanz zwischen meinem Dorf und der Stadt keine richtigen Freundschaften schließen. Alles was ich nicht an Freundschaften in der Schule hatte, wog jedoch meine Familie wieder auf. Ich fühlte mich als richtiges Familienmitglied und ging unter anderem im Frühjahr mit meinen Geschwistern und meinem Gastvater nach Nordschweden Ski fahren.
"Hej, jag heter Judith, Jag kommer från Tyskland"
Es gibt viele Dinge, die ich mit Schweden verbinde, natürlich auch einen sehr dunklen Winter (Sonnenaufgang um 9.00, Sonnenuntergang um 15.15), rote Holzhäuser, Kühe, Kartoffeln und sehr nette, hilfsbereite und offene Menschen. Um die Frage mit meinen Schwedischkentnissen zu klären: ich hatte vorher einen dreitägigen Sprachenkurs besucht, nach dem ich so viel sagen konnte wie "hej, jag heter Judith, Jag kommer från Tyskland", was soviel heißt wie "hallo, ich heiße Judith und komme aus Deutschland". Am Anfang fand die Verständigung fast ausschließlich auf englisch statt (was auch kein Problem ist, da die Schweden ausgezeichnete Englichkentnisse haben), aber schon nach zwei Monaten fing ich an schwedisch zu sprechen und am ende gab es praktisch überhaupt keine sprachlichen Probleme mehr. Hier sei noch gesagt, dass schwedisch für deutsche recht einfach zu erlernen ist.
Es muss nicht immer USA sein!
Abschließend kann ich nur sagen, dass es ein wunderbares Jahr war, wenn es auch nicht immer so einfach war. Wer ins Ausland gehen möchte, sollte auch mal darüber nachdenken, vielleicht nicht in eines dieser "klassischen" Austauschländer zu gehen, sondern vielleicht ja nach Schweden!
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