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Die Vorberreitung auf das damals noch so weit weg liegende und so aufregende Auslandjahr war meiner Meinung nach perfekt. Man wurde von der ersten Sekunde an darauf vorbereitet auf sich selbst gestellt zu sein und damit zurecht kommen zu müssen bestimmte Situationen ohne Hilfe von anderen meistern zu können wie zum Beispiel die Hinfahrt, die alleine erfolgen musste. Ich persönlich wohne um die 3-4 Stunden von Göttingen und musste alleine mit dem Zug dort hin kommen. Ich musste mehrere Male umsteigen, ein Zug wurde gecancelled, was für mich bedeutete dass ich eine längere Zeit auf den nächsten Zug warten musste und alleine vom Bahnhof zum Hotel laufen musste, was mich schon mal auf den Flug und die Ankunft in den USA vorbereiten sollte.
Zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht bekannt in welchen wunderschönen Staat und in was für eine Familie ich kommen würde, aber trotzdem wurde jeder perfekt in alle verschiedenen Familien Konditionen und Situationen eingewiesen.
Das Wochenende war sehr abwechslungsreich. Man hat neue Leute kennengelernt, die einen das ganze Jahr als Betreuung und Hilfe zur Verfügung standen, man hat Renurnees kennengelernt die dir detailliert Informationen zu ihrem Jahr geben konnten, man hat Tipps zur Kultur bekommen und im allgemeinen eine Idee von dem was auf einen zukommen sollte.
Die Betreuung während meines auslandsjahres war hervorragend. Ich steh heute noch in Kontakt zu meiner local coordinatorin und sie stand mir zur Zeit sowohl als Ansprechpartnerin durch die Organisation als auch als Freundin zur Verfügung. Sie selbst hatte auch eine austauschschülerin, die genau wie ich auch aus Deutschland kam und damit hatte ich während meiner Zeit auch eine Person, die mit mir ihre Erfahrungen austauschen konnte.
Meine local coordinatorin war zur jeder Tageszeit erreichbar und stand bei selbst den kleinsten Komplikationen direkt vor meiner Haustür, obwohl sie ca eine Stunde von mir entfernt wohnte.
Die Schule war genau wie ich sie mir vorgestellt hatte. Da ich in Houston, Texas platziert wurde, und damit in der dritt größten Stadt Amerikas wohnte war schon von Anfang an mit einer riesigen Schule und tausenden von Schülern zu rechnen. Um die 4000-5000 Schüler gingen auf meine Schule und schon da wurde mir bewusst wie enorm die Veränderung zu meiner kleinen Deutschen Schule und zum generellen Schul Alltag sein würde.
Auf dem Vorbereitungs Seminar wurden wir vorgewarnt dass manche Schule evtl. nicht den typischen amerikanischen Schulen entsprechen würden, so wie man sie aus den Filmen kennt, aber das war bei mir nicht der Fall. Football games, cheerleader, drill teams, sport, lunches in riesigen Hallen, die plegde of allegiance jeden Morgen vorm Unterricht, Homecoming, Prom und alles was einem so mit dem Thema Highschool im Kopf herumschwirrt.
Die Schule war nicht schwer, jedenfalls nicht zu vergleichen mit dem Level eines deutschen Gymnasiasten, was das ganze für mich ein bisschen weniger spannend gemacht hat. Mir wurde von Anfang an empfohlen schwere Kurse zu wählen und selbst die waren auf einem sehr sehr einfachen Level. Aber dafür hatte ich die Chance mal neue Dinge auszuprobieren wie zum Beispiel tanzen als klasse oder Tennis oder amerikanische Literatur, so habe ich Bücher von Shakespeare und andere weltweit bekannte Werke gelesen. Es war sehr schwer sich zuerst um zu gewöhnen und vorallem auch neue Freunde zu finden. Jeder war in seinen Cliquen, niemand brauchte wirklich eine neue Freundin und das größte Problem war, dass niemand wirklich wusste dass du alleine bist, aus einem anderen Land und vielleicht sogar die Sprache gar nicht so gut beherrscht, denn vom ersten Blick aus, sah ich aus wie eine schüchterne Amerikanerin. Die Schüler wurden viel freundlicher und interessierter als sie erfuhren dass ich aus Deutschland war und nach schon kurzer Zeit fand ich Freunde, taute auf und fühlte mich selbstbewusst genug viel zu reden auch wenn ich Fehler machte.
Von meiner Familie kann ich nicht ganz so positiv sprechen wie über alles andere aber selbst das ließ mich nicht unterkommen. Aufgeteilt war meine Familie in Mutter, Vater und einer damals noch 13 jährigen kleinen Schwester, die ihr Leben lang als Einzelkind lebte.
Die umgewöhnung war für alle schwer. Ich hatte vorher noch nie eine kleine Schwester und sie hatte generell noch nie jemanden mit dem sie Dinge teilen musste. Abgesehen davon erlebte ich eine komplett andere Lebensweise, als die, die ich aus Deutschland gewöhnt war. Meiner Gastfamilie war Sport sehr wichtig, was hieß, dass wie sehr sehr viel unternahmen und sie waren wenigster liebevoll als das was ich von zuhause kannte. Keine Umarmungen, keine gute Nacht Küsschen, kein trösten und ins Zimmer kommen wenn es mir nicht gut ging, und sehr sehr strenge und konservative erziehungs Methoden und das war mein persönlicher Kulturschock. Zu dem Zeitpunkt war das ganz schlimm für mich, aber die Meinung dazu hat sich dann im Laufe der Monate geändert.
Zum anderen hat meine Familie nicht nur sportliche Aktivitäten mit mir unternommen, sondern nahm mich auf auf Familien Urlaube mit wie México, wo wir einen Strand Urlaub machten, Los Angeles, San Francisco, Austin und mehr! Wir waren parasailen, surfen, Football und Baseball Games im Stadion angucken, haben eine Segway Tour gemacht, China town von Houston besichtigt und sie teilten natürlich ihr Leben mit mir. Ich hatte mein eigenes wunderschönes Zimmer mit einer Glaswand mit Ausblick auf den größten Golf course Houstons und durfte die warmen Temperaturen Houstons in unserem Pool verbringen und nach der Schule mit Freunden Zeit verbringen, lernen und selbstverständlich zuhause mithelfen.
Ingesamt war dieses Jahr die beste Erfahrung meines Lebens. Ich sage immer das selbst meine negativen Erfahrungen im Endeffekt postivive Erfahrungen waren, denn ich bin zu einem komplett anderen Menschen geworden und habe eine zweite Familie am anderen Ende der Welt, viele Menschen kennengelernt, so unendlich viele Erfahrungen gesammelt und natürlich perfekte englisch Kenntnisse.
Valentina