(4.2)
Ich bin bereits mit zwölf auf die Idee mit meinem ersten Austausch gekommen, und wollte bereits mit 13 losreisen. Das macht natürlich nicht jede Organisation einfach so, als ich aber per Zufall über H&P stolperte, ging plötzlich alles ganz einfach. Da es eine recht kleine Organisation ist, war die Betreuung von Beginn an sehr persönlich und vertraulich, was das ganze deutlich vereinfachte. Nebst dem Vorbereitungstag in Hamburg und dutzenden Telefonaten und Mails wurde ich mit Broschüren überhäuft, zu verschiedenen Informationsaktionen in der Umgebung eingeladen uvm. Es gab eine Auswahl an Schulen die für meine Persönlichkeit passend waren und die zudem alle in der Nähe von, ich nenne es mal Stützpunkten von H&P, lagen, und zwischen denen ich mich schlussendlich selbst entscheiden konnte.
Meine Schule hatte nun eigens eine Austauschkoordinatorin, da sehr viele Austauschschüler dorthin kamen. H&P organisierte ein außerplanmäßiges Treffen mit ihr, damit ich schon vor Abflug jemanden kannte, und auch meine Mutter wusste, wem sie ihr (nicht allzu großes) Kind übergab.
Der Hinflug wurde dann in einer großen Truppe und unter Betreuung durchgeführt, und da es für die meisten von uns Austauschschülern der erste Flug über eine derartige Strecke war, fand ich dies eine sehr gute Entscheidung. Nach einer Nacht und etwas Empfangsprogramm in Auckland wurden wir schließlich auf das Land verteilt, und ich kam in meine Gastfamilie.
Von dieser kann ich in meinem Fall nur schwärmen. Meine Gasteltern waren Anfang 50 und hatten bereits 4,5 ihrer sechs Kinder komplett großgezogen (der jüngste Sohn wohnte eigentlich nur alle paar Tage mal zuhause). Ihre einzige Tochter, Anna, war nur ein knappes Jahr älter als ich, ebenso wie meine Gastcousine Steph, die nur zwei Häuser weiter wohnte. Zugegeben, nicht jeder kommt damit klar in der einzigen bewohnten Straße im gesamten Umkreis zu wohnen, zusammen mit diversen Tieren, wie Katzen, Hühnern und den Neuseelandtypischen Schafen, aber ich fand es grandios, da wir immer etwas zu tun fanden. Nicht das wir übermäßig viel Zeit zuhause verbracht hätten, wenn wir nicht gerade in der Schule oder einer von diversen Kirchenaktivitäten beschäftigt waren (wer die Kirche nur aus Deutschland kennt käme nie auf die Idee das es so viel Spaß machen kann), unternahmen wir Ausflüge quer durch das Land, ein paar Tage Besuch im Strandhaus hier, eine Wandertour dort, ein Besuch auf dem Waitangi Festival dann und ein Trip nach Wellington war auch noch drin. Und nein, es war nicht weil meine Gastfamilie so reich war, aber in NZ ist es nicht unüblich einfach mal bei fast fremden Menschen unterzukommen, und sich gegenseitig so auszuhelfen, dass sich fast alles auch mit wenig Geld organisieren lässt. Dazu kam meine riesige "Verwandtschaft" vor Ort (mehrere meiner Gastbrüder waren bereits verlobt oder sogar verheiratet), die uns auch gerne mal einluden, nicht zuletzt um ein wenig mit ihrem "German girl" zu prahlen.
Mir ging es dort so gut, das ich es regelmäßig vergaß, mich bei besorgten Freunden, Verwandten, Bekannten und auch H&P zu melden vergaß. Das führte dazu, das ich nach etwa 2 Monaten einen Anruf bekam, da sie sich ein wenig Sorgen um ihre bis dato jüngste Austauschschülerin (meines Wissens wurde es inzwischen unterboten) machten. Als aber klar war, das ich absolut happy war, wurde es ohne Probleme organisiert, das ich meinen dreimonatigen Austausch noch um 6 Wochen verlängerte, auch wenn das bedeutete, das ich außerhalb der regulären Zeiten meine Rückreise antrat.
Im großen und ganzen kann man sagen, dass H&P bestimmt nicht die günstigste Organisation ist, und auch das viele Veranstaltungen wohl aufgrund der Größe nur in Hamburg stattfinden ist nicht ganz optimal (für mich aus dem Ruhrpott ist es relativ weit bis dahin), aber gerade für junge oder unsichere Austauschschüler ist es eine super Wahl, da sie sich sehr bemüht und persönlich um einen kümmern, und gerne auch mal eine kleine (!) Extrawurst braten.