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Experiment e.V. steckt sehr viel (ehrenamtliches) Engagement in die Vorbereitung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Mein Vorbereitungsseminar wurde von Ehrenamtlichen durchgeführt, die selbst auch in den USA gewesen sind. Wir konnten ihnen jegliche Fragen stellen, Sorgen und Erwartungen besprechen und sie haben sehr ausführlich von ihrer eigenen Austauscherfahrung berichtet. Außerdem war es toll, andere Austauschschüler meines Jahrgangs kennenzulernen, von denen auch einige gute Freunde geworden sind. Andere Austauschschüler zu kennen ist ideal, gerade wenn man im Ausland mal eine schwierige Zeit hat und gerne mit jemandem sprechen möchte, der nicht die eigenen Eltern sind. Auch hätte ich sehr viel Spaß auf meinem Vorbereitungsseminar. Es gab viele lustige Aktivitäten und ich hatte danach ein überaus realistisches Bild von einem Auslandsjahr.
Im Ausland habe ich mich sehr gut betreut gefühlt. Vor Ort gab es eine örtliche Betreuerin, mit der ich mich alle 2 Monate traf. Sie überprüfte auch persönlich, dass meine Gastfamilie alle Auflagen erfüllt (nicht mehr als zwei Kinder pro Zimmer, Schreibtisch im Zimmer, sauberes Bad, hygienischer Haushalt, ...). Zudem hätte mir für den Fall, dass ich mich nicht mit meiner lokalen Betreuerin verstanden hätte, eine regionale Betreuung zur Verfügung gestanden. Letztere hat auch immer wieder Ausflüge und Events für die Austauschschüler meiner Region veranstaltet, was die regionale Vernetzung ermöglichte. Zudem bot dies die Chance, lokale Sehenswürdigkeiten kennenzulernen. Auch stand mir rund um die Uhr eine Notfallnummer von Experiment, sowie eine Support Line der amerikanischen Partnerorganisation zur Verfügung, die mir bei meinen Fragen überaus kompetent weiterhalf.
Meine Schule war sehr klein (10-15 Schüler pro Jahrgangsstufe). Dies führte zu einem sehr familiären Umfeld. Die Lehrer und Schüler waren stets bemüht, mir die Integration in die Schulfamilie zu ermöglichen. So durfte ich unter anderem im Basketballteam der Schule mitspielen, an diversen Fahrten und Wettbewerben teilnehmen und mit meinen Mitschülern Ausflüge (zum Beispiel zum Grillen an einen nah gelegenen See) machen. Zudem hat meine Schule immer wieder gemeinnützige Veranstaltung organisiert, wie das Versorgen einer Wohngemeinschaft für sozial schwächere Senioren mit Snacks, bei denen ich auch dabeisein durfte. Besonders toll fand ich den Umgang der Lehrer, die alle das Beste gegeben haben, um ihren Schülern zu einer guten Zukunft zu verhelfen, mit ihren Schülern. Viele der Schüler stammten aus sozial schwachen Familien, was ich von den USA gar nicht erwartet hätte. Der Kontakt mit ihnen, von denen einige auch sehr gute Freunde geworden sind und mit denen ich nach wie vor Kontakt habe, hat mich gelehrt, vieles in meiner Heimat wertzuschätzen. Sehr spannend war für mich auch, das amerikanische Schulsystem kennenzulernen. So hatte ich jeden Tag die gleichen Unterrichtsfächer, darunter auch einige in Deutschland eher ungewöhnlichen, wie Chor oder Berufsvorbereitung. Zudem endete die Schule nicht mit der letzten Unterrichtsstunde, sondern ich durfte anschließend am Basketballtraining teilnehmen. Der Vergleich zwischen Sport (in Vereinen) in Deutschland und dem in Amerika war ebenfalls sehr interessant. Außerdem waren die Spiele, bei denen das gesamte Dorf zum Anfeuern kam und natürlich unsere Cheerleader uns unterstützen, eine einmalige Erfahrung.
Meine Gastfamilie war sehr offen und nett. Wir haben nach wie vor immer wieder Kontakt über FaceTime. Sie haben mich immer unterstützt und waren unter anderem mit mir Campen und in New Orleans. Zudem war es interessant, ein anderes Familienmodell mitzuerleben: Meine Gasteltern hatten je ein älteres Kind aus einer früheren Beziehung und zwei gemeinsame Töchter. Zudem lebten eine Katze, sieben Hühner, drei Hunde und zwei Goldfische mit ihnen. Sie haben mir ihren Alltag vorgestellt, zu dem unter anderem eine sehr nette Kirchengemeinde gehörte, mit mir über Kultur und Politik gesprochen, ... Zudem hatte mein Gastvater ein Geschäft, in dem ich mithelfen durfte und vieles gelernt habe. Ich hätte mir keine tollere, nettere Gastfamilie vorstellen können und werde vermutlich in einem halben Jahr ein Praktikum in einer dortigen Klinik absolvieren und sie wieder besuchen.