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Ich habe 7 Monate im Schüleraustausch in Sandy, Utah verbracht. Meine Gasteltern und meine Koordinatorin haben mich vom Flughafen abgeholt und in mein zukünftiges "Zu Hause" gebracht. Im ersten Moment war alles sehr ungewohnt und ich hatte ein flaues Gefühl. Glücklicherweise konnte ich erstmal eine Nacht darüber schlafen und mich sortieren. Am nächsten Tag ist meine Gastmutter sofort mit mir in meine neue Schule gefahren, wir haben zusammen mit meinem Stufensprecher (Counselor) meine Fächer gewählt und sie ist mit mir einmal alle Klassenräume abgegangen, damit ich mich im Ernstfall auch zurecht finde. Das hat mir sehr geholfen und mich gleichzeitig auch abgelenkt, gar nicht erst über meine ferne eigene Familie und mein gewohntes Leben nachzudenken. Meine Gasteltern haben von Beginn an immer viel mit mir geredet, mich versucht zu beschäftigen und mich nie zu lange alleine in meinem Zimmer verweilen lassen. Diese Vorgehensweise war toll, sie hätten es nicht besser machen können. Solltet ihr jemals auch nur den Anflug von Heimweh bekommen, dann lenkt euch ab! Sagt es euren Gasteltern und die überlegen sich schon ein geeignetes Ablenkmanöver, es hilft wirklich ungemein!
Meine ersten Tage in der Schule waren sehr aufregend. Ich wurde von so vielen Leuten angesprochen, tausend Fragen gefragt und alle waren sehr an mir interessiert und neugierig. Ich bin sofort in der ersten Woche dem Crosscountry-Team (Langlauf) beigetreten und habe so schnell viele Freunde gefunden. So musste ich nur in den ersten Tagen alleine zu Mittag essen. Schnell traf ich immer öfter bekannte Gesichter, wurde gegrüßt und konnte mir einen Freundeskreis aufbauen. Es dauert ein paar Wochen und man muss am Anfang einfach durchhalten, kämpfen und nicht aufgeben. Immer fröhlich sein, positiv auf die Menschen zugehen, sein Bestes geben. Dann kann es eigentlich nur funktionieren, ganz egal in welchem Land man gerade ist. Die Mitmenschen sind immer an Fremden interessiert, wenn sie einem positiv ins Auge fallen und schon hat man den ersten Schritt getan.
Nach 2 Monaten trat ich dem Schwimmteam bei und bekam so eine 3. Familie. Ich trainierte jeden Tag, auch vor der Schule, lernte meine (heute noch) beste Freundin kennen und verbrachte jede freie Minute mit meinem Team.
Am Wochenende und Abends unternahm ich viel mit meinen Gasteltern. Sie nahmen mich mit nach Las Vegas und Oklahoma und zeigten mir auch in der unmittelbaren Umgebung viele schöne Dinge. Ich passte oft auf meinen kleinen Gastbruder auf, weitere Gastgeschwister hatte ich nicht. Das war aber auch überhaupt nicht weiter schlimm. So war ich von Anfang an gezwungen, schnell Anschluss auch ohne Hilfe zu finden und es ging total schnell.
In der Schule belegte ich alle Kurse, die sich für mich interessant anhörten und versuchte alles mitzunehmen, was mir von zuhause unbekannt war. So habe ich töpfern und Grundzüge der Spanischen Sprache lernen können. Ich musste nach dem Training immer auch viele Hausaufgaben machen, alles hat aber auch Spaß gemacht und ich konnte die Arbeiten gut bewältigen.
Im zweiten Quartal habe ich sogar eine Honor Role (Ehrung) bekommen, die man für herausragend guten Noten bekommt. Allerdings muss man sich dafür bei weitem nicht so anstrengen, wie man es in der deutschen Schule hätte tun müssen. Das amerikanische Schulsystem ist ganz anders als unseres. Dennoch kann man es sich mit Hilfe der drei verschiedenen Schwierigkeitsgrade in allen Fächern auch so schwer wie möglich machen. Dass das amerikanische Schulsystem also deutlich unter unserem liegt halte ich für ein Vorurteil. Es ist anders, setzt Disziplin an anderen Stellen, aber einfacher ist es nicht. Man kann sich die Kurse auf seine Interesse zuschneiden lassen und lernt so tatsächlich das, für das man sich auch interessiert, daran ist nichts verkehrt.
Ich habe eine ganz wunderbare Zeit in den USA verbracht und ich würde jedem einen Auslandsaufenthalt, ob kurz oder lang, nur ans Herz legen. Die Chance eine High School zu besuchen bekommen man nur einmal in seinem Leben und man sollte sie wirklich nutzen. Diese Erfahrungen sind einmalig, jeder macht seine eigenen guten sowie schlechten und es lässt einen erwachsen und reif wiederkommen. Danach gibt es kaum eine Situation, die man noch nicht erlebt hat oder mit der man Schwierigkeiten haben wird. Es bereitet einen auf eine tolle Art und Weise auf das weitere Leben vor und ist das Beste, was man nur tun kann. DFSR stand mir vor, während und nach meinem Aufenthalt immer zur Seite, hat alles perfekt vorbereitet. Ich würde immer wieder mit DFSR ins Ausland gehen.
Vorbereitung:
DFSR organisiert für jedes Land ein Vorbereitungstreffen, das über ein Wochenende gibt. Ich wurde bestens informiert, habe alle anderen Schüler kennenlernen können, die auch in die USA gegangen sind und hatte viel Spaß. Am Sonntag Nachmittag gab es ebenfalls noch ein Treffen für alle Eltern. Es wurde über jedes mögliche Problem, den Kulturschock, den erste Kontakt zur Gastfamilie, das Umgehen mit schwierigen Situationen und fremden Menschen und vieles mehr besprochen. Man hätte mich nicht besser vorbereiten können, ich habe mich danach sehr sicher und weniger ängstlich gefühlt.
Betreuung:
Ich konnte immer bei DFSR anrufen und mir wurde jeden Frage beantwortet. Die Betreuung ist hervorragend.
Ansprechpartner:
Jedes Land hat 1-2 Ansprechpartner/innen. Das ist sehr angenehm, da man so nur wenige Personen am Telefon hat, die einen selbst nach einiger Zeit auch kennen und die man zuordnen kann. Die Ansprechpartnerin für die USA, Frau Fehr, ist herzlich, zuvorkommend, kann alles ohne Probleme beantworten und ist trotz stressiger Situationen immer freundlich und sympathisch. Sie macht ihre Arbeit hervorragend.
Familie:
Ich habe meine Gastfamilie bei Sommerabreise schon im Februar/März erhalten. Ich bekam ein Kurzprofil mit Bildern und den wichtigsten Daten von ihnen. Dann habe ich ihnen einen Email geschrieben und bald das erste mal mit ihnen geskypte. Meine Gasteltern waren toll, sie haben versucht mir möglichst viel zu zeigen und mir mitzugeben, waren immer für mich da und haben mir meinen Auslandsaufenthalt so entspannt und angenehm wir möglich gemacht. Ich habe heute noch Kontakt zu ihnen und hätte mir keine besser Familie vorstellen können.
Schule:
Ich habe eine typische öffentliche amerikanische High School besucht, genau so, wie man es auch aus dem Fernsehen kennt und so wie ich es mir vorab vorgestellt habe. Die Stufenlehrer haben mir beim Einstieg in die verschiedenen Fächer geholfen, mich bei der Fächerwahl beraten und standen mir auch während meines Aufenthaltes immer zur Seite.