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(1.6)

Die Vorbereitungen von CDC waren gut organisiert. Ich fühlte mich sehr informiert.
Doch in Texas angekommen, war alles ganz anders....

Die Gastfamilie, die für mich nach Monaten der Vorbereitung und Zuarbeit (Steckbrief erstellen, Briefe an die Gastfamilie, Fotoalbum erstellen....) gefunden wurde stand nur auf dem Papier. Ich habe dort nie gewohnt. Anstelle von einem hübschen Holzhaus habe ich in einem Anhänger gewohnt. Der Hund, der dort gelebt hat, hat ständig auf den Teppich gemacht. Meine "Gastmutter" war Raucherin, obwohl es ein Nichtraucherprogramm war. Rauchen von Austauschschülern und Gasteltern ist nicht erlaubt.
Wie das alles kam und warum es schwer war, etwas dagegen zu sagen?
Meine sogenannte Gastmutter war gleichzeitig die Area-Representative. Das sind offizielle Mitarbeiter der amerikanischen Partnerorganisation von CDC. Die Area-Rep's überprüfen die Gastfamilien, die Verhältnisse und sind Ansprechpartner bei Problemen. Meine Area-Rep hat mich gleich bei sich behalten und sagte, sie wäre auch gleichzeitig meine Ansprechpartnerin. Da fühlte ich mich etwas in der Zwickmühle. Es fiel mir schwer zu sagen, sie möge bitte nicht im Auto neben mir rauchen oder ihre Tochter wäre launisch. Wir lebten eigentlich zu dritt in dem Trailer, aber ständig wohnten auch andere Austauschschüler für einige Tage bei uns. Das waren dann Schüler, die darauf warteten, um auf andere Familien verteilt zu werden oder wenn es Konflikte innerhalb der Familien gab. Bei Problemen von anderen Schülern mit ihren Familien musste meine "Gastmutter" dann tätig werden und schlichten, neue Gastfamilien suchen. Ich habe sie dabei oft begleitet und so einiges erlebt....
Freizeitaktivitäten mit der Gastfamilie, die von CDC angekündigt waren, fanden gar nicht statt. Auch an meiner Schule gab es am Nachmittag keine Kurse oder Freizeitangebote. Wir waren oft zum Football, aber nur als Zuschauer. Austauschschüler werden sportlich nicht gefördert, weil die ja dann nach einigen Monaten wieder weg sind.

Nach 4 Wochen hatte CDC in Köln erst erfahren, dass ich woanders gewohnt habe und nie bei meiner eigentlichen Gastfamilie, die doch so sorgfältig gesucht wurde. Damit hatte sich CDC ja immer so gerühmt. Aber gekümmert haben die sich dann auch nicht. Nicht nachgefragt, warum ich nicht bei meiner richtigen Gastfamilie angekommen bin. Oder wie es mir geht.
Ich erhielt dann per E-Mail von der amerikanischen Partnerorganisation mehrmals Nachricht, dass ich neue Ansprechpartnerinnen habe. Die habe ich aber nie gesehen, die wohnten weiter weg.

Als es Konflikte mit meiner "Gastmutter" gab, wurde mir von ihr kurzzeitig mein Handy weggenommen. Die einzige Möglichkeit um Kontakt nach Hause aufzunehmen. Dann wurde ich weggeschoben. Ich kam zu einer Vorgesetzten meiner "Gastmutter", die wohnte auch wieder weiter weg. Da habe ich aber erstmal gesehen, wie schön die Austauschschüler leben können.

Insgesamt fühlte mich von den Carl Duisberg Centren ziemlich allein gelassen. Die interessierten sich gar nicht mehr für mich. In Amerika hatte ich nie Kontakt zu denen. Das war irgendwie ganz anders, als ihre Darstellungen bei den Vorgesprächen und Seminaren in Deutschland.

Ansprechpartner in Amerika blieben für mich immer nur die Mitarbeiter der amerikanischen Organisation und die waren aber nur telefonisch in New York zu erreichen. Obwohl ich fließend Englisch spreche, waren dies für mich jedoch sehr schwierige Momente, die ich nicht nochmal erleben möchte.

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