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Mein Auslandsjahr in den USA im Jahr 2019/2020 war eine unglaublich tolle, lehrreiche und unvergessliche Zeit. Dass ich ein Auslandsjahr machen wollte, stand schon länger fest. Jedoch dachte ich, dass ich, falls ich ein ganzen Jahr machen wollte, ein Jahr wiederholen müsse. Als ich zum Informations-Meeting im Ayusa Büro Berlin gefahren bin, wurde ich darüber informiert, dass ich ebenfalls nach der neunten Klasse gehen könne und dann in der elften wieder einsteigen würde, wenn meine Schule dies erlaube. Natürlich habe ich diese Chance ergriffen und mich dann auch noch für ein Stipendium beworben, obwohl ich nicht mehr als 3 Tage hatte, um alles fürs Stipendium einzureichen. Mein Vater hat mich angelacht und gesagt, dass er all das erst glauben würde, wenn ich tatsächlich im Flieger saß. Und so kam es dann auch. Ich ging zu der Stipendiums Tagung, traf viele tolle Leute und bekam tatsächlich ein Teilstipendium. Dann ging es weiter mit dem Vorbereitungsseminar, was sehr viel witziger und interessanter war als ich mir ein Seminar hätte vorstellen können. Ich habe Freunde von der Stipendiums Tagung wiedergetroffen und neue Freundschaften geschlossen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich auch schon lange eine Gastfamilie - für mich ging es nach Monona, Wisconsin. Meine Gastfamilie hat uns dann tatsächlich auch in Berlin besucht, was super cool war, da für mich ein großer Teil meiner Angst/Anspannung dadurch weggefallen ist. Alles kam so viel schneller als erwartet: Die Verabschiedung meiner Freunde und meiner Familie, mein Abflug und natürlich meine Zeit in New York. Ich muss zugeben, dass New York sehr viel besser war als erwartet. Ich war mit 8 oder 9 Jahren schonmal dort und dachte, dass es für mich nicht so viel neues zu sehen gäbe. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass einfach das Treffen von anderen Austauschschülern dort das Besondere war. Ich habe Freunde gefunden mit denen ich immer noch in Kontakt stehe und habe Leute getroffen, die ebenfalls in meiner Community gelebt haben, die ich bei den monatlichen Ayusa Treffen wiedersehen sollte.
Meine High School Erfahrung war auch unvergleichbar zu allem, was ich in Deutschland je erlebt habe. Es war nicht so, dass alle am ersten Tag direkt auf mich zugekommen sind, weil man meinen Akzent nicht wirklich hören konnte. Viele Lehrer haben jedoch darauf hingewiesen, dass ich aus Deutschland komme und haben somit das Interesse vieler Mitschüler geweckt. Ich habe mich innerhalb der ersten zwei Wochen mit der Freundesgruppe angefreundet, die für den Rest des Jahres meine engsten Freunde waren. Die Klassen dort waren auch sehr interessant. Meine High School hat mich, obwohl in ein Sophomore war, viele Junior und Senior Kurse wählen lassen. Ich denke auch nicht, dass die amerikanische Schule per se einfacher ist, sondern, dass es darauf ankommt was du daraus machst. Ich hatte als zehnt Klässlerin beispielsweise AP Chemistry and AP Language, was einer der schwersten 11./12. Klässler Kurse ist. Natürlich hatte ich auch „spaßigere“ Kurse wie Ceramics, Jewlery, Fashion Design oder Social Psychology, aber auch für diese Kurse gibt es Hausaufgaben die gemacht werden müssen. Ich hatte ebenfalls all-year-around Sport. Das bedeutet, dass ich von Schulbeginn bis ca. November täglich geschwommen bin, dann von November bis Anfang Mai geturnt habe und dann im Mai mit Leichtathletik begonnen habe. Ich hatte also jeden Tag nach der Schule Training und auch häufig Wettkämpfe.
Mit meiner Gastfamilie habe ich mich super verstanden! Von Anfang an hatten sie Vertrauen in mich und wir haben eine super tolle Beziehung aufgebaut. Sie haben mich auch zu Parties gehen lassen und ich durfte mich immer mit Freunden treffen, weil sie wussten, dass ich Situationen gut einschätzen kann und mein Auslandsjahr nicht aufs Spiel setzten würde. Mein Rat für ein gutes Zusammenleben ist Verständnis, Vertrauen und Kommunikation. Ich glaube wirklich, dass ich sowohl mit meiner Gastfamilie als auch mit vielen meiner Freunde noch sehr lange in Kontakt bleibe.
Mein Auslandsjahr wurde leider frühzeitig wegen dem Ausbruch des Corona Virus und der darauf folgenden Pandemie beendet. Alles war sehr ungewiss für jeden Austauschschüler*in und ist es vermutlich immer noch. Ich finde, dass Ayusa gut mit der Situation umgegangen ist, indem nicht gesagt wurde, dass alle nach Hause müssen, sondern, dass jeder seine eigene Entscheidung treffen durfte. Ich bin sehr, sehr traurig, dass ich mein Auslandsjahr nicht zu Ende bringen konnte, aber meine acht Monate waren so viel besser, als ich es mir jemals hätte erträumen können, dass es gar nicht so schlimm ist, gehen zu müssen. Während dieser Zeit der Pandemie und Hysterie war meine Betreuerin vor Ort und das Team in Deutschland immer für mich da und haben mich unterstützt.
Mein Auslandsjahr war eine der besten Zeiten in meinem Leben, und das kann mir selbst Corona nicht mehr nehmen.